Aggression bei unseren Haushunden



Auch, wenn wir es nicht gerne sehen: Unsere Hunde zeigen immer wieder aggressives Verhalten. Wobei wir zunächst wissen müssen, dass Aggression per definitionem biologisch sinnvoll ist, da sie unseren Hunden dazu dient, ihre Bedürfnisse durchzusetzen, auch wenn sich ihnen dabei Widerstände in den Weg stellen. So gesehen ist Aggression evolutionär sinnvoll, weil es ohne Aggression keinen Fortschritt gäbe. 

Woran liegt nun aggressives Verhalten gegenüber dem Menschen? Dafür gibt es mehrere Ursachen: Einen kleinen Teil macht die genetische Veranlagung aus, Angst ist eine massive Triebfeder, seinen Status und seine Ressourcen zu wahren, ist das wahrscheinlich häufigste Beispiel, es gibt aber auch erlernte Aggression, umgerichtete Aggression, bei der der Hund aus einer hohen Erregungslage und/oder Frust den eigenen Besitzer attackiert und zuletzt können organische Faktoren wie Schmerzen auslösend sein. Ich erinnere mich immer wieder an eine Situation am Hundeplatz, in der die überforderte Hundehalterin eines Terriers dem leinenaggressiven Hund ins Brustgeschirr fasste und dieser sich daraufhin umdrehte, an der Frau hochsprang und sie in die Brust biss. Da hing er nun, der kleine Wilde, ein Hund von knapp einem Jahr und machte offensichtlich, was in kleinen Anzeichen schon längst absehbar war: Denn solch eine umgerichtete Aggression entsteht nicht von heute auf morgen, sondern beginnt leise und unmerklich mit bodennahem Zwicken in Hände oder Füße. Wird das nicht sofort korrigiert, geht der Hund (siehe oben) einfach den logischen nächsten Schritt weiter. 
Aggressives Verhalten lässt sich nicht von heute auf morgen abtrainieren, weil es in seiner Grundausprägung biologisch sinnvoll ist: Dem Hund geht es um das Wahren, das Sichern und das Ausbauen seiner Ressourcen.
Interessant ist ein Umstand, den Wissenschaftler belegen können: Je souveräner ein Hund ist, desto weniger hat er es nötig, Konflikte körperlich austragen zu müssen. Also ist Unsicherheit vielfach ein Katalysator für Aggression. Speziell, wenn der Hund in der Vergangenheit gelernt hat, dass er mit diesem Verhalten schon öfter erfolgreich war. Auch territoriales Verhalten mündet in Aggression, wobei wir uns immer vor Augen halten sollten, dass der Hund vor 10.000 bis 15.000 Jahren vom Wolf selektiert wurde, weil er genau dieses Verhalten zeigte - und uns damit beschützte. Natürlich müssen wir auch die Rassen betrachten: Klarerweise zeigt ein Schäfer- oder Hütehund Aggression deutlicher als etwa ein Jagd- oder Gesellschaftshund, weil man exakt dieses Verhalten über Jahrhunderte in der Zucht verfestigt hat.



Wobei wir zwischen offensiver und defensiver Aggression unterscheiden müssen: Ein offensiv aggressiver Hund - deutlich erkennbar an seiner Haltung (Gewicht nach vorne, Rute aufgestellt, Drohgesicht mit runder Maulspalte, fixierender Blick, Ohren nach vorne) - ist sich seiner Sache sehr sicher. Ein defensiv aggressiver Hund (Gewicht nach hinten und unten, Nackenfell gesträubt, lange Maulspalte mit viel Zahnfleisch sichtbar, unsteter Blick, Ohren nach hinten) wird zwar ebenso angereifen, wenn es nicht anders geht, will im Grunde aber eher Distanz herstellen und eine Belastung abwenden.

Sollten Sie derartige Probleme in Ihrem Umfeld haben, lösen Sie diese bitte nicht alleine. Wenden Sie sich an einen erfahrenen Hundetrainer in Ihrer Region, der sich die Situation genau in Ihrem häuslichen Umfeld anschauen sollte. Er wird Strategien vorschlagen, wie Sie künftig sich und Ihrem Hund das Leben erleichtern können. Aber das kann dauern, denn dieses Verhalten wurde über einen langen Zeitraum entwickelt. Also seien Sie geduldig, strikt und fair!

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