Kritik annehmen ist eine Tugend





Hin und wieder passiert es, dass wir Trainer vor größeren Problemen stehen: Wenn wir etwa sehen, dass ein Hund eigentlich talentiert wäre, er aber durch ungenügende Führung quasi unführbar geworden ist. Respektlos, distanzlos oder überschießend. Jammerschade! Was also tun? Jetzt kommen wir an den Punkt, da wir eigentlich ein Psychologiestudium abgeschlossen haben müssten: Wir müssen es dem Besitzer sagen, weil in dieser Form Training nichts bringt. 

Doch selbst einem einfühlsamen, empathischen Trainer wie mir will es manchmal nicht gelingen, die richtigen Worte zu finden. Oder anders: Die Worte sind, obwohl liebevoll gewählt, so zutreffend, dass es auf der anderen Seite zu keiner Einsicht kommt, sondern zu einem Aufwallen der Gefühle. 

Und da ist sie dann, die Beschwerde: Man sei unfähig - und viele andere Anfeindungen kommen. Da wird die Kompetenz in Frage gestellt und es wird persönlich. Dann muss man erst einmal schlucken, weil man sich selber keiner Schuld bewusst ist. Jeder andere Hundebesitzer hätte vielleicht einsichtig reagiert oder wäre zumindest offen gewesen für den Appell zu einer Kurskorrektur. 

Aber wenn man den Punkt zu genau trifft, kann es sein, dass man auf der Gegenseite auf schiere Ablehnung stößt. Auch wenn Beschwerden in diesem Fall sinnlos sind, weil man ja aus Trainersicht völlig richtig gehandelt hat, müsste man halt auch als Hundeführer die richtigen Worte wählen: Gleich in die Offensive zu gehen und auf Durchzug zu schalten, bringt vor allem einem nichts: nämlich dem Hund!

Reflektiert Kritik annehmen zu können, ist eine Tugend. Schließlich hat man sich dem Trainer ja anvertraut, WEIL man Probleme hat, dem Vorschlag auf Veränderung aber dann mit Ablehnung zu begegnen, bringt beiden Seiten wenig. Und mit harschen Worten kann man den Trainer zwar treffen, hat aber trotzdem für seinen Hund nichts gelernt. 

Darum empfehle ich, Kritik – vor allem, wenn sie höflich und konstruktiv geäußert wird – anzunehmen und gegebenenfalls eine Nachdenkpause einzuschalten, bevor man als Hundebesitzer mit Worten wild um sich schlägt. Denn wer seinen Hund erziehen möchte, muss erst einmal bei sich selbst anfangen, offen für Neues sein und darauf vertrauen, dass einem niemand etwas Böses will. Dann kann man sich gemeinsam wieder dem eigentlichen Problem zuwenden und aus dem Hund einen führigen, liebenswerten Gefährten machen.



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Kommentare

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