Seid sparsam mit dem Hundenamen!
So sehr sich manche Hundebesitzer auch bemühen, alles richtig zu machen,
so schnell schleicht sich doch ein markanter Fehler ins Training ein, der
weitreichende Folgen hat. Was ich damit meine, ist das kontinuierliche Nennen des Hundenamens. Nun
kann man darüber streiten, ob ein junger Hund schon seinen Namen kennt, aber
ich gehe einmal davon aus, dass er es tut. Was also sagt ihm die inflationäre
Nennung seines Namens? Nichts.
Mehr noch, das ständige Rufen des Namens - nennen wir sie der
Einfachheit halber "Mia" - verwässert diesen und seine Botschaft. Wir
wollen ja eigentlich einen Hund, der hört. Und zwar mehr oder minder beim
ersten Mal. Hört der junge Hund nun ständig, wie er heißt, verschwindet die
Botschaft irgendwo im Nichts und verpufft. Der Name "Mia" wird somit
wieder abtrainiert, die Botschaft erreicht ihren Nullpunkt.
Soll Mia nun kommen, sind zwei Dinge entscheidend. Erstens: Ist sie uns
nah genug, dass die Chance auf das Befolgen des Rufes bei knapp hundert Prozent
liegt? Speziell sehr junge Hunde haben noch ein kleines Gesichtsfeld, steht man
dann 15 Meter weit weg und plärrt ihren Namen, bringt das rein gar nichts.
Dann heißt es höchstens: Der folgt nicht. Dabei kann "er" die Richtung der Stimme
noch gar nicht orten.
Und zweitens: Ist der Hund nicht zu abgelenkt von näherliegenden
Eindrücken, dass das Herkommen schon rein biologisch gar nicht möglich ist?
Etwa im Spiel in der Welpengruppe. Da können fünf Meter schon zu weit sein, als
dass der Hundezwerg auf seinen Namen hören könnte. Ist beides nicht der Fall - also wir sind nah genug und die ablenkenden
Eindrücke sind wenig - dann rufen wir EIN Mal.
Möglichkeit 1: Wenn Mia kommt, strahlende Freude ins Gesicht und
aufmachen - die Seele und die Arme. Ja, Hunde können unsere Gesichtszüge lesen
und lernen, dass der Mensch, wenn er die Zähne zeigt, fröhlich ist. Viele von
ihnen lernen, dieses Verhalten nachzuahmen und lachen buchstäblich selber. Außerdem empfiehlt es sich immer, den Hund nicht niederzustarren, wenn
er im Kommen ist, weil direkter Blickkontakt den Hund eher abstoppt als
anlockt. Vornübergebeugte
Oberkörper sind ebenfalls furchteinflößend und daher sollte man sich eher ein
wenig nach hinten lehnen, wenn der Hund ankommt.
Möglichkeit 2: Wenn Mia nicht kommt, nützt es jetzt auch nichts, sechs
oder sieben Male den Namen zu wiederholen. Stattdessen überprüft die
beiden zuvor genannten Punkte: Kann sie mich hören - und kann sie sich
losreißen von den näherliegenden Eindrücken?
Wenn ich "Mia, Mia, Mia, Mia" rufe, was passiert dann? Nichts.
Warum nicht? Weil Mia keine Botschaft ist. Sagt dem Hund nicht, wie er
heißt, sagt ihm bitte auch nicht, was er NICHT tun soll. Sagt ihm
einfach, was er tun soll: Schnalzt mit der Zunge, klatscht in die Hände, lauft ihm
davon, aber bitte lasst den Hundenamen unangetastet. Es klingt vielleicht
überzogen, aber ich bin der Überzeugung, dass irgendwann der Name eines Hundes
helfen kann, eine Gefahr abzuwenden. Hat er bis dahin aber an Zauber verloren,
kann Schlimmes passieren.
Meine "3 L" in der Welpen- und Junghundeerziehung lauten
Locken, ja, Leckerli geben, ja, loben, ja unbedingt. Mit dem Namen solltet ihr dafür eher sparsam umgehen. Mehr dazu auch im Kapitel "Ausdrucksverhalten" in meinem Buch "Die Welt mit seinen Augen sehen" (BoD, Amazon, Thalia etc.), auch als e-book erhältlich!
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