Vom Wolf zum Hund
Die Theorien sind zahlreich,
manches belegen Funde, aber halten wir uns erst einmal an die Fakten: In den
meisten Publikationen wird ein erstes Zusammenfinden von Mensch und Wolf in der
Zeit von vor 12.000 bis 15.000 Jahren angegeben. Die Gründe, warum sich der
Wolf einst dem Menschen angeschlossen hat, sind vielfältig, aber nicht so
romantisch, wie wir es denken: Denn wo uns idyllische Geschichten den Wolf
gleich als Jagdbegleiter des Menschen schmackhaft machen wollen, nennt die
Wissenschaft zwei markante Parallelen für das erste Näherkommen: Einerseits
lebt der Wolf wie der Mensch in einem Rudel bzw. einer Gruppe und braucht die
Geselligkeit, andererseits betreiben beide Individuen Brutpflege, an der sich
auch andere Rudelmitglieder beteiligen. Überdies gibt es da wie dort eine
Hierarchie und beide, Mensch und Wolf, zeichnen sich durch hohe
Anpassungsfähigkeit aus.
In erster Linie suchte der Wolf
den Menschen auf, weil er als Abfallvertilger verlassene Lager der Menschen
plündern konnte. Und vice versa hat der Mensch, wenig romantisch, den Wolf als
Nahrungsquelle betrachtet. Fleisch und Fell waren damals wichtiger als der gern
zitierte Jagdgenosse, zu dem der Wolf im Laufe der Zeit aber tatsächlich wurde.
Allmählich entstand so eine enger werdende Lagergemeinschaft, erste Geburten
fanden in der Nähe menschlicher Lager statt, erste Aufzuchten durch den
Menschen ebenso. Bereits im Neolithikum, der Jungsteinzeit, soll es Gräberfunde
im heutigen Israel, damals Mesopotamien, gegeben haben, durch die die bereits
enge Beziehung zwischen Hund und Mensch belegt werden kann: Gefunden wurde
nämlich ein Verstorbener, der seine Hand auf einem Welpen liegen hatte!
Über die Jahrtausende hat sich
der Wolf auch optisch und biologisch verändert: So wurde die Farbe anders, die
Rutenhaltung veränderte sich, im Kopfbereich kam es zu Veränderungen des
Schädel-Skeletts, die Schnauze wurde kürzer, die Zahnstellung veränderte sich –
und das Gehirnvolumen wurde kleiner, bedingt dadurch, dass der Haushund
verschiedene überlebenswichtige Mechanismen des Wolfes schlicht nicht mehr
brauchte. Viel Aufschluss über diese Veränderungen geben uns ägyptische
Grabmalereien und auch algerische Felsmalereien. Belegt ist übrigens auch aus
Ägypten, dass es 1.900 vor Chr. bereits Hundenamen gab!
Zu guter Letzt hat sich der Wolf in seiner Entwicklung zum Hund auch in seinem
Verhalten in der menschlichen Obhut stark verändert. So sollen kleinere Tiere,
die sich am besten in die menschliche Gruppe einfügten, eher geduldet worden
sein.
Gegen Ende der Jungsteinzeit gab
es zwar noch keine Rassen, wohl aber schon typische Merkmale und Hunde mit
unterschiedlichen Proportionen. In der Bronzezeit fand man bereits
Darstellungen von Hetzjagden, auch aus der Eisenzeit stammen Urnen mit
Zeichnungen von Jagdszenen. Die Griechen und Römer hatten schon verschiedene
Rassen: In Griechenland kannte man mindestens zwei verschiedene
Vorstehhunderassen, die Römer wiederum unterschieden „Schnelle“, „Feinnasige“,
„Starke“ und „Tapfere“, auch Aristoteles beschrieb schon erste Rassen.
Natürlich gab es auch große Kriegshunde, die - gepanzert - mit den Männern und
Pferden in die Schlacht geschickt wurden. Dies war bis ins 16. Jahrhundert in
unseren Breiten auch üblich, verschwand dann aber, bis der Hund im 1. Weltkrieg
im Grenzschutz, als Suchhund, Melde- und Zughund wieder stark Verwendung fand.
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