Rituale mit Hunden
Rituale an der Eingangstüre sind wichtig gegen die Aufregung. |
Unter Hunden gibt es viele
Rituale. Ob beim Spiel, beim Fressen oder beim Liebeswerben, bestimmte
Handlungsmuster kommen immer wieder und vermitteln den Artgenossen eindeutige
Information über nahende Absichten. Aber auch zwischen Mensch und Hund
entwickeln sich mit der Zeit solche Handlungsabläufe. Rituale schaffen Grenzen,
innerhalb derer sich der Hund im Alltag sicher bewegt. Rituale
verselbstständigen sich schnell – das kann allerdings positiv oder negativ
sein: Hat der Hund etwa gelernt, dass er nach der letzten Gassirunde sein
Leckerli bekommt und dann schlafen geht, wird jeden Abend das gleiche ruhige
Ritual ablaufen. Hat der Hund aber gelernt, an der Leine ungehindert andere
Hunde anpöbeln zu dürfen, wird er auch das regelmäßig zeigen, sofern man keine
Alternative zu diesem Verhalten anbietet. Ein paar der nachahmenswerten Rituale
habe ich mir näher angesehen.
Weggehen und Heimkommen: Hunde schätzen einen wiederkehrenden Rhythmus.
Vielfach ist dieser mit einem Satz verbunden, den wir jeden Tag in der gleichen
Situation sagen und bald reagiert der Hund entsprechend: Geht nur der Mensch
fort und der Hund bleibt zu Hause, ist es sinnvoll, das Weggehen ruhig zu
gestalten, ohne dem Hund besondere Aufmerksamkeit zu geben. Große Verabschiedungsszenarien
würden nur signalisieren, dass die Situation etwas Besonderes ist. Auch beim
Wiederkommen sollte der Hund nicht übermäßig beachtet werden, da sich daraus
überschwängliche Begrüßungsrituale entwickeln. Erst wenn der Hund sich beruhigt
hat, widmet man ihm Aufmerksamkeit.
Weggehen mit Hund: Hier kann durch Signale wie Schuhe anziehen oder mit dem
Schlüsselbund klappern in kürzester Zeit Aufregung entstehen, die mit der
Freude auf den Spaziergang gekoppelt ist. Reagiert der Hund auf eines dieser
Signale zu heftig, wird es – mehrfach am Tag ruhig und ohne den Hund zu
beachten – wiederholt. So lange, bis ein Geräusch oder eine Handlung für den
Hund keine Bedeutung mehr hat. Wichtig: Reagiert der Hund übermütig, ist es
kontraproduktiv, zu schimpfen, da genau das wieder Aufmerksamkeit bedeuten
würde. Vor dem Verlassen des Hauses den Hund zur Ruhe bringen, mit einem
hüpfenden, aufgeregten Hund geht man nicht weg. Tut man es doch, hat er für
dieses Verhalten seine “Belohnung” erhalten. Daher vor das Weggehen noch eine
kurze Beruhigungsphase schalten.
Füttern: Dies ist eine besonders ritualisierte Situation, die mit Aufregung
verbunden sein kann, was den Hund zum raschen Fressen animiert und
gesundheitliche Schäden nach sich ziehen kann. Wer Hunde füttert, tut gut
daran, jeden Tag das gleiche Szenario ablaufen zu lassen. In der Phase des
Zubereitens brechen Sie ab, wenn der Hund zum Hochspringen und Einfordern
neigt. Erst wenn er sich beruhigt hat, setzen Sie fort. Die Schüssel kommt auf
den Boden, wenn der Hund ruhig wartet. Das kann viele Wiederholungen fordern.
Beim Fressen soll der Hund ungestört sein. Nach dem Füttern sollte eine
Ruhepause eingehalten werden, auch diese wird schnell zum Ritual, wenn es etwa
noch einen Kauknochen und eine Stunde Pause gibt.
Bei Tisch: Es empfiehlt sich, von Anfang an ein Ritual aufzubauen, das immer
dann abläuft, wenn sich die Menschen zum Essen setzen. Reagieren Sie nicht auf
sehnsüchtige Blicke, dann wird das Problem Betteln erst gar nicht auftreten.
Ideal wäre ein Liegeplatz, vom dem aus der Hund seine Menschen sehen kann.
Anfangs kann man den Hund mit einem Kauknochen auf seine Decke schicken, später
genügt ein Kommando und das Essen läuft ungestört ab. Wer bei Tisch füttert,
wird rasch das Gegenteil beobachten: Nichts ist so schnell erlernt wie das
Ritual des Bettelns, speziell, wenn der Hund damit bereits mehrfach erfolgreich
war.
Das Ableinen: Wenn man seinen Hund von der Leine lassen möchte, ist es von
Anfang an wichtig, für den Freilauf ein Ritual einzubauen: So soll der Hund vom
Welpenalter an lernen, dass ein ruhiges Sitz mit Blickkontakt und ein Kommando
(“Frei” oder “Lauf”) einzuhalten sind. Andernfalls tritt das Geräusch des sich
öffnenden Karabiners an diese Stelle und der Hund wird versuchen, loszustürmen.
Halten Sie dieses Ritual immer ein, es dient der Sicherheit Ihres Hundes.
Aussteigen aus dem Auto: Auch hier geht es um Sicherheit. Nichts ist
gefährlicher als ein Hund, der unkontrolliert aus einer sich öffnenden Autotür
herausspringt. Im Auto empfiehlt sich ohnehin der Transport in einer Box. Daher
beim Aussteigen: Boxentüre öffnen, Hund anleinen, ein “Bleib”-Kommando
einführen und erst dann dem Hund mit dem Kommando “Hopp” den Weg freigeben.
Alle Kommandos sind natürlich frei wählbar, sie müssen nur immer gleich
erfolgen. Sollte der Hund auf der Rückbank oder im Beifahrer-Fußraum sitzen,
gehen Sie ebenso vor.
Beim Spaziergang: Gehen Mensch und Hund an belebten Stellen spazieren, ist
es hilfreich, ein kleines Repertoire an Ritualen zu trainieren. Da kann der
Hund etwa lernen, am Gehsteig – bei der Ampel oder beim Zebrastreifen – ein
Sitz zu machen, wird dafür belohnt und gefährliche Situationen lassen sich
reduzieren. Manche Hundeführer lernen ihren Hunden, auf Spazierwegen an den
Wegesrand zu gehen und zu warten, wenn Radfahrer, Jogger oder Familien mit
Kinderwagen passieren wollen. Dies macht auf alle Fälle einen guten Eindruck
und zeigt, wie vorausschauend Sie als Hundehalter sind.
Die Türklingel: Der Klassiker unter den Ritualen. Es läutet, Sie springen
auf, gehen zur Tür und dort tut sich etwas. Schon der Junghund lernt, auf
dieses Geräusch zu achten und hat sich die Situation erst einmal verselbstständigt,
steht am Ende ein hüpfender, bellender, jedenfalls ein aufgeregter Hund vor der
Türe und zwar lange, bevor Sie dort eintreffen. Wer im Vorraum eine Decke
platzieren kann, sollte den Hund konsequent beim Klingeln dorthin schicken,
Gäste hereinbitten (und verabschieden) – und erst auf Ihr Kommando darf der
Hund von seiner Decke kommen. Auch hier ist Ruhe und viel Training gefragt,
damit an der Tür kein Chaos herrscht.
Es gibt natürlich noch eine Vielzahl anderer
Rituale, etwa wenn ein Hund seine Medikamente bekommt, gebadet wird etc.,
letztlich sind auch die Handlungsabläufe in der Hundeausbildung einzelne,
zusammengesetzte Rituale, die das Mensch-Hund-Team zu beherrschen lernt. Zögern
Sie nicht zu fragen, wenn ein unerwünschtes Ritual Ihnen Probleme bereitet. Info www.tina-wessig.at
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