Die 10 größten Irrtümer
Heute widmen wir uns einem Blick auf die zehn größten Irrtümer im Zusammenleben mit Hunden. Einige dieser Irrtümer haben sich schon als überholt herumgesprochen, andere haben sich nach wie vor in den Köpfen der Menschen festgesetzt. Aber die "Hundekunde" ist ja bekanntlich ein riesiger Kosmos an Wissen, der sich ständig verändert.
1) Stöckchenspielen ist lustig
Wer schon einmal in einer Tierklinik einen Hund gesehen hat, der sich
mit dem vermeintlich lustigen Stöckchen aufgespießt hat und es mitten in der
Brust stecken hatte, der weiß, dass das ein kapitaler Irrtum ist. Nur allzu
leicht kann im Rennen und Toben das Holz im Fang kippen, der Hund kann nicht
mehr bremsen und stolpert genau in sein Unglück.
2) Hunde können alles fressen
Falsch. Zwar ist der Zusammenhang nicht gänzlich geklärt, sicher ist
aber, dass manche Hunde beim Verzehr größerer Mengen von Weintrauben mit
Durchfall reagieren oder sogar ernste Symptome einer Vergiftung zeigen können.
Es sind sogar Fälle bekannt, in denen Hunde an einer Weintraubenvergiftung
verstorben sind. Es soll zu Apathie, Magenschmerzen und in manchen Fällen sogar
zu einer Niereninsuffizienz gekommen sein. Daher: Besser meiden!
In der Schokolade wiederum ist es das Theobromin, das zu Komplikationen
führen kann. Auch hier kommt es auf die Menge an, aber rein biologisch können
Menschen das Theobromin schnell verstoffwechseln, Hunde dagegen nur sehr
langsam, wobei es toxisch wird. Speziell dunkle Schokolade hat einen höheren
Gehalt, schon 25 Gramm können einen 20 Kilo schweren Hund vergiften.
3) Der Welpenschutz gilt immer
Stimmt nicht. Sie sind gefragt, Ihren Welpen zu beschützen,
die Geschichte mit dem Welpenschutz ist ein Märchen. Die
"Narrenfreiheit", die Welpen etwa in Wolfsrudeln in den ersten
Lebenswochen haben, wurde schlicht verallgemeinert. Menschen denken, dass der
Hund als schutzbedürftig eingestuft und nicht attackiert wird. Leider aber ist
diese These unwahr. Höchstens in der eigenen Hundefamilie wird in Kindertagen
ein distanzloses, aufdringliches Verhalten noch toleriert, aber spätestens,
wenn der Welpe bei seiner neuen Familie eingezogen ist, heißt es: Selbst
achtgeben!
4) Kastanienschießen macht Spaß
Im Herbst spielen viele Hundehalter mit ihren Hunden gern mit Kastanien.
Verschluckt ein Hund nun eine Kastanie, so kann dies fatale Folgen haben: Durch
die Darmpassage wird die Oberfläche der vormals glatten, glänzenden Frucht
nämlich rau und zerklüftet und kann leicht im Darm stecken bleiben, was zu
einem Darmverschluss führen kann, der operativ behoben werden muss, weil er
sonst tödlich endet. Denken Sie daher bei der Auswahl des Spielzeugs an solche
Dinge, die der Hund nicht verschlucken kann - und lassen Sie die Kastanien
sprichwörtlich links liegen.
5) Kleine Hunde soll man tragen
Ein Irrtum. Speziell bei Hundebegegnungen sehen wir häufig Halter, die
ihren Hund sofort hochheben, sobald sie einen anderen Hund sehen. Das ist für
das Ausdrucksverhalten des kleinen Hundes ein Nachteil, weil aus seiner
erhöhten Position kann er nichts tun außer zu kläffen. Dabei beraubt man den
Hund einer Palette an Kommunikationsmöglichkeiten und ich sehe keinen Grund,
warum ein kleiner Hund nicht auch mit großen Hunden Kontakt haben soll.
Besitzen Sie also eine Zwergrasse, lassen Sie ihn unbekümmert mit den Großen
spielen. Es lohnt sich.
6) Wedelnde Hunde sind freundlich
Ebenfalls ein grober Irrtum. Viele Menschen denken, solange ein Hund
wedelt, ist er gut gestimmt. Aber das ist nur bedingt richtig. Es stimmt zwar,
dass der freundliche Hund wedelt, aber die Bewegung der Rute bedeutet in erster
Linie Aufregung. Das kann Freude sein, muss es aber nicht. Auch Hunde in
beschwichtigendem Modus wedeln, dann aber meist auf Halbmast. Sogar Hunde in
aggressiver Stimmung können - dann allerdings in kurzer, schneller Amplitude -
wedeln. Vertrauen Sie also nicht nur dem Wedeln, sondern betrachten Sie den
Hund in der Gesamtheit seiner Körpersprache und deuten Sie die Signale richtig.
Mehr dazu auch im Kapitel 18 meines Buches "Die Welt mit seinen Augen sehen" (BoD, Amazon, Thalia etc.) unter "Ausdrucksverhalten".
7) Schlechtes Verhalten soll man ignorieren
Nein, bloß nicht! Hier handelt es sich um eine veraltete Meinung, an der
nichts stimmt: Wenn Ihr Kind frühmorgens erst heimkommt und auch sonst allerlei
Unfug macht, werden Sie auch aktiv. Daher muss auch der Hund beigebracht
bekommen, was richtig und was falsch ist. Handeln Sie sofort, wenn ein
Verhalten unerwünscht ist und zeigen Sie dem Hund - mit
körpersprachlichen Signalen, Ton und Mimik -, dass dies verkehrt war.
8) Schlimme Hunde schüttelt man am Nackenfell
Ein längst überholter Irrtum. Das Schütteln in dieser
Situation käme dem Totschütteln gleich und das zeigen nur Hunde, die eindeutig
töten wollen. Für unsere Hausgenossen eine völlig wahnwitzige Praxis, denn der
so behandelte Hund durchleidet sprichwörtlich Todesängste. Vor allem, um Welpen
zu disziplinieren, hatte sich diese Idee in den Köpfen festgesetzt. Grob
fahrlässig und blanker Unfug.
9) Hunde haben ein schlechtes Gewissen
Stimmt leider auch nicht. Hunde haben kein Gewissen, so wie wir es
kennen. Kommen wir nach Hause und der Hund hat etwas zerstört, ist es nicht
sein schlechtes Gewissen, das ihn im Körbchen verschwinden oder beschwichtigen
lässt, sondern nur die Reaktion auf uns: Kennt uns der Hund gut, kann er aber
sehr wohl anhand unserer Reaktion auf das Chaos unser Verhalten
prognostizieren. Kennt er uns kaum wie etwa ein Welpe, dann ist aber auch er in
der Lage, aufgrund von Stimmung und Körperhaltung auf unsere Reaktion zu schließen.
Hat nichts mit schlechtem Gewissen zu tun, sondern vielmehr mit der Gabe, uns
zu lesen und zu interpretieren.
10) Knurrende Hunde greifen gleich an
Auch nicht wahr. Ein Hund, der knurrt, kommuniziert. Seien wir froh,
dass er das tut, denn gewöhnen wir es ihm ab, kann es sein, dass er in der
Eskalationsleiter gleich die nächsthöhere Stufe, nämlich die des Beißens, erklimmt.
Ein knurrender Hund will vor allem eines - nämlich mehr Raum. Der steht ihm
nicht zur Verfügung, denn wäre dem so, würde er wahrscheinlich weggehen. So
gesehen ist das Knurren ein Drohen, angstmotiviert oder unsicher, aber
jedenfalls ein ganz normales Ausdrucksverhalten. Auch hier ist es wichtig, den
ganzen Hund zu beobachten: Wie liegt sein Fell, wo stehen die Ohren? Ein Knurren
allein heißt jedenfalls nicht, dass ein Angriff unmittelbar bevorsteht.
Besucht mich mit euren Anregungen oder Erfahrungsberichten doch auch auf meiner Homepage unter www.tina-wessig.at
News: Mein neues Buch ist soeben erschienen: "Hör, was ich Dir sagen will" geht Unstimmigkeiten zwischen Hund und Halter noch detaillierter auf den Grund (BoD, Amazon, Thalia etc., auch als e-book!). ISBN: 9783744898362
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